„Bewerben“ bei Übersetzungsagenturen

Tipps für Übersetzer*innen

Sie haben die E-Mail als Form der Akquise für sich entdeckt? Sie schreiben etliche „Bewerbungs“-E-Mails an Übersetzungsagenturen und keine meldet sich? Geben Sie nicht so schnell auf! Denn die Zusammenarbeit mit Agenturen kann lohnend sein. Neben schwarzen Schafen gibt es durchaus auch sehr professionell arbeitende, angenehme Agenturen, durch die der Berufsalltag deutlich bunter wird. Nachdem ich 8 Jahre bei verschiedenen Übersetzungsdienstleistern gearbeitet habe und teilweise auch für die Auswahl neuer freiberuflicher Übersetzer mitverantwortlich war, kann ich Ihnen vielleicht den einen oder anderen Tipp geben. Dass sich sofort alle Agenturen auf Sie stürzen werden, kann ich Ihnen nicht versprechen, aber ich denke, dass Sie Ihre Chancen erhöhen können. Viel Spaß beim Lesen und Ausprobieren!

1. Sie bewegen sich auf Augenhöhe mit der Agentur. Formulieren Sie entsprechend.
2. Formulieren Sie die Betreffzeile kurz und präzise.
3. Achten Sie auf eine möglichst konkrete Anrede.
4. Verwenden Sie möglichst Aufzählungspunkte und fassen Sie sich kurz.
5. Gehen Sie auf das Unternehmen und dessen Bedürfnisse ein.
6. Auch wenn andere Leute davon abraten, nennen Sie gleich Ihren Preis.
7. Sparen Sie sich möglichst die vielen Anhänge. Weniger ist hier mehr.

Augenhöhe

Der erste Punkt sollte im Grunde selbstverständlich sein, viele Übersetzer machen sich gegenüber Agenturen aber immer noch unnötig klein. Denken Sie daran, dass Sie Experten sind und ein potentieller Geschäftspartner der Agentur, der eine Leistung zu bieten hat, die die Agentur benötigt. So sollten Sie auch auftreten. Natürlich befindet man sich oft in der vermeintlich schwächeren Position, da man eventuell dringend Aufträge benötigt, um über die Runden zu kommen. Das muss man dem Gegenüber allerdings nicht auch noch auf die Nase binden.

Betreffzeile

Bei der Betreffzeile sollten Sie Folgendes bedenken: Viele Agenturen bekommen Unmengen an E-Mails von Übersetzern. Da kommen schnell mehrere hundert E-Mails zusammen. Jetzt kommt es darauf an, dass man Ihre aus der Masse wieder herausfindet. Daher sollten Sie sehr klar formulieren, zum Beispiel „Freiberufliche Mitarbeit, [Ihr Name], [Ihre Sprachkombinationen], [Ihr Alleinstellungsmerkmal]“ oder „[Ihre Qualifikation], [Ihr Name], [Ihre Sprachkombinationen], [Ihre Fachgebiete]“. Es gibt viele Möglichkeiten. Schreiben Sie auf keinen Fall nur „Bewerbung“.

Anrede

Wenn Sie den Namen der Person, die für die Anwerbung neuer Übersetzer zuständig ist, nicht herausfinden können, dann schreiben Sie wenigstens „Sehr geehrtes [Name der Agentur]-Team“ oder eine ähnliche Anrede, durch die der Leser merkt, dass Sie diese E-Mail nicht gleichzeitig auch an sechzig andere Agenturen schicken. Das gibt dem Leser gleich ein gutes Gefühl und den Eindruck, dass Sie sich bemüht haben.

Aufzählungspunkte

Ich weiß nicht wie es Ihnen geht, aber ich hasse nichts mehr, als die für mich relevanten Infos erst mühselig aus zwei Seiten Text heraussuchen zu müssen. Ich habe wenig Zeit und möchte die Daten bitte mundgerecht serviert bekommen. Nennen Sie deshalb möglichst in Form von Aufzählungspunkten Ihre Sprachkombinationen, Fachgebiete, Qualifikationen usw. Niemand dankt Ihnen einen mühsam ausformulierten Text. Ein schöner Satz zur Einleitung und Vorstellung darf es aber natürlich schon sein.

Eingehen auf die Agentur

Warum sollte die Agentur gerade mit Ihnen arbeiten? Schauen Sie vor dem Kontakt mit der Agentur zunächst, wo Sie dieser konkret helfen bzw. wo Sie die von ihr gebotenen Leistungen ergänzen können. Ist die Agentur etwa auf juristische Übersetzungen spezialisiert, dann heben Sie Ihre Erfahrung in der Übersetzung von Verträgen hervor, usw.

Das liebe Geld

Viele Übersetzer wollen ihren Preis beim ersten Kontakt mit einer Agentur nicht nennen. Ich vermute aus Angst, dass es aufgrund eines zu hohen Preises zu keiner Zusammenarbeit kommt. Aber was bringt das? Früher oder später kommt der Preis ohnehin zur Sprache. Früher habe ich mich immer ein wenig geärgert, wenn ich extra beim Übersetzer nachfragen musste, welchen Preis er denn für seine Leistungen nimmt. Wenn man den Preis direkt nennt, erspart man dem Ansprechpartner die Arbeit und schafft sofort eine klare Lage. Auf Agenturen, denen Ihr Preis zu hoch ist, können Sie getrost verzichten. Das sind dann eben nicht Ihre Kunden. Andere Agenturen werden den Preis bezahlen. Genau diese suchen sie. Warum also die Zeit mit den anderen vergeuden?

Weniger ist mehr

Was mir früher immer wieder aufgefallen ist, waren die vielen Anhänge an den „Bewerbungs-E-Mails“ der Übersetzer. Da wurden Lebensläufe, Zeugnisse, Belege und sonstige Unterlagen in rauen Mengen mitgeschickt. Sparen Sie sich das. Die wichtigen Dinge sollten alle in Ihrer Mail stehen. Die Anhänge schaut sich im Zweifel niemand an. Wenn Sie möchten, dann können Sie natürlich ein Empfehlungsschreiben oder ein Präsentationsschreiben Ihres Unternehmens anhängen. Mehr als 1 oder 2 Anhänge sollten es aber nicht sein.

Vielleicht hilft Ihnen ja der ein oder andere Ratschlag weiter. Bei mir funktioniert es und damals, als Angestellter bei den Agenturen, hätte ich mich über solche Anschreiben gefreut. Andererseits gibt es noch andere Methoden auf Agenturen zuzugehen, die vielleicht eher etwas für Sie sind. Auf jeden Fall wünsche ich Ihnen viel Erfolg!


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